Werte der Pflege am freien Markt!

Durch die politische und somit auch gesellschaftlich getragene Entscheidung, Pflege für den freien Markt zu öffnen, trafen zwei unterschiedliche Wertesysteme aufeinander: das der Pflege und das der freien Marktwirtschaft.

Öffnung für den freien Markt

Auf die Öffnung der Pflege für den freien Markt waren weder die in der Pflege Arbeitenden noch die Pflege als Berufsgruppe vorbereitet und wurden hierbei auch nicht begleitet. Sie wurden mit einem neuen Wertesystem konfrontiert oder besser von diesem überrollt. Und selbst heute, nach mehr als 20 Jahren hat sich die Pflege darauf kaum eingestellt. Ganz im Gegenteil.

Während sich der Pflegemarkt rasant entwickelt und immer größere internationale Unternehmen entstehen, steht die Pflege dieser Entwicklung fast hilflos und gelähmt gegenüber. Sie agiert und argumentiert im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen und Gewerkschaften weiter auf der Grundlage ihrer alten Wertevorstellungen.

Konkurrierende Wertesysteme

Auch im Arbeitsalltag der Pflegenden treffen diese beiden Wertesysteme, das der Marktwirtschaft und das der Pflege aufeinander. Dies wird aber nicht als Chance zur Weiterentwicklung erkannt, sondern als Widerspruch, dem sich die Pflegenden im Alltag ausgesetzt fühlen. Vielleicht mit ein Grund dafür, warum Pflegekräfte ihren Beruf aufgeben.

Wenn dann der Wert der „Wirtschaftlichkeit“ an Überhand gewinnt und Private-Equity Investoren ausschließlich auf maximales Wachstum setzen, um einen Träger mit mehr Pflegeheimen mit maximalem Gewinn weiterverkaufen zu können, dann wird die Pflege selbst zu einem störenden Statisten im eigenen Pflegemarkt. In diesem Markt geht es ausschließlich um Immobilien und schnell wachsende Träger, ohne irgendeinen Nutzen für das Gesundheitssystem selbst.

Was ist uns gute Pflege wert?

Wenn wir als Gesellschaft wieder eine Balance zwischen den Werten im Gesundheitswesen schaffen wollen, müssen wir uns zunächst darüber einig werden, wieviel wir bereit sind, in Zukunft für unsere Pflege zu investieren. Dafür brauchen wir auch eine starke und selbstbewusste Pflege, die sich aktiv in einen solchen Prozess einbringt.

© Dr. Hans-Jürgen Wilhelm Kontakt und weitere Infos auch zum Buch „Werte gehen heute anders“:
www.drwilhelm.org

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